VAR: Sorgt die Technologie für mehr Fairness am Platz oder wird dadurch der Frust der Fans gesteigert?

Jahrelang wurde darüber diskutiert, ob der Videobeweis das Fußballspiel nicht fairer gestalten könnte. Kurze Zeit nach der Einführung wurde diskutiert, ob es nicht ohne Videobeweis doch besser wäre. Bislang hat der VAR die großen Erwartungen nicht erfüllt - während der Videobeweis in anderen Sportarten scheinbar problemlos funktioniert, hat er dem Fußball wohl doch mehr geschadet.

Was macht der VAR?

Mit der Einführung des VAR kann der Schiedsrichter seine Entscheidung dank modernster Videotechnik überprüfen und dann untermauern oder zurücknehmen. Der „Video Assistant Referee“ bzw. Video-Schiedsrichterassistent hat eine Aufgabe: Fußballspiele sollen gerechter werden, weil der Schiedsrichter am Platz aufgrund des oft sehr schnellen Spiels auch die eine oder andere Fehlentscheidung treffen kann - und da keine Mannschaft durch Fehlentscheidungen Nachteile erleiden soll, ist der VAR an der Reihe, einzugreifen. Sieht der VAR am Bildschirm, dass der Schiedsrichter wohl „falsch“ entschieden hat, greift er ein und macht den Schiri am Platz darauf aufmerksam. Die wohl besten Beispiele: Das legendäre Wembley Tor oder auch der nicht gegebene Treffer bei der WM 2010, als der Ball deutlich hinter der Linie war, der Schiedsrichter aber nicht auf Tor entschied - statt dem Ausgleich blieb es beim 2:1 für Deutschland gegen England; die Deutschen haben das Spiel dann mit 4:1 gewonnen. Das 2:2 hätte wohl zu einem gänzlich anderen Spielverlauf geführt.

Doch viele Entscheidungen sind trotz Verwendung moderner Technologie noch immer nicht nachvollziehbar. Scheinbar erregt der VAR die Gemüter mehr als die klassische Fehlentscheidung des Schiris - vor allem, wenn es um nicht gegebene Tore geht. Während Spieler und Fans jubeln und mitunter auch der Tipp am Wettschein aufgegangen ist, taucht auf der LED-Tafel im Stadion plötzlich der Hinweis auf, dass das Tor überprüft wird - bange Sekunden, oft vergehen Minuten, dann die Entscheidung: Kein Tor. Und die Spieler, Fans und Tippbegeistertenbleiben ratlos zurück - weil gab es etwa zu Beginn des Spielzugs, der zum Tor geführt hat, ein vermeintliches Foul, so hätte der Spielzug nicht fortgeführt werden dürfen, sodass kein Tor entstanden wäre.

Kann Fußball überhaupt gerecht sein?

Der VAR sieht sich die Bilder aus unterschiedlichen Kameraperspektiven an und vergrößert mitunter den Bildausschnitt. Man könnte meinen, da kann nichts schief gehen. Aber tatsächlich sind so manche Entscheidungen der Schiedsrichter nicht nachvollziehbar - und die Transparenz hilft nicht weiter. Vor allem greift der VAR nur bei „entscheidenden Situationen“ ein - und auch hier greifen sich viele Spieler, Fans und Trainer auf den Kopf, weil auch das oft nicht nachvollziehbar ist. Die Transparenz ist gut, jedoch auch ein Fluch, weil sie am Ende sogar noch mehr Fragen aufwirft.

Diskutiert man über den Videobeweis, so fällt schnell einmal das Wort „Gerechtigkeit“. Das heißt, man soll das Spiel gerecht leiten und grobe Ungerechtigkeiten bzw. klare Fehlentscheidungen sollte man verhindern können. Das waren die Hoffnungen, bevor der VAR eingeführt wurde. Einen interessanten Zugang hat der Philosoph Gunter Gebauer, der vielleicht den Nagel auf den Kopf trifft, wenn er sagt, dass Gerechtigkeit und das komplexe Fußballspiel nicht zusammenpassen:

Das Problem beim Fußball ist, dass Gerechtigkeit sehr, sehr schwer zu erreichen ist. Fußball ist ein Spiel, das oft sehr ungerecht ausgeht. Es ist nicht so, dass, wenn eine Mannschaft gewinnt, das sie dann verdient gewonnen hat. Das sagt man zwar, das ist ein ganz wichtiger Spruch der Sportjournalisten, ‚die und die Mannschaft hat verdient gewonnen, weil sie mehr fürs Spiel getan hat‘. Aber es gibt Spiele, die von einer Mannschaft gewonnen werden, die ein nur einziges Mals aufs Tor geschossen hat - und das auf höchstem europäischen Niveau. Das macht den Fußball so einzigartig, dass bei dem Spiel Gerechtigkeit eigentlich gar keine große Rolle spielt.

Folgt jetzt die Revolution des VAR?

Natürlich wissen auch die Verantwortlichen, dass sie mit dem VAR ein „Problemkind“ geschaffen haben. Nun wird von Seiten der FIFA versucht, das System zu revolutionieren. So hat der Präsident des FIFA Schiedsrichterkomitees, Pierluigi Collina, angekündigt, das neue VAR System würde nicht eine Ergänzung sein, sondern tatsächlich die Alternative zum VAR, wie wir ihn kennen, werden.

Das neue Modell sieht vor, dass der Trainer ein begrenztes Recht auf die Videoüberprüfung hat. Das heißt, der Trainer kann die eine oder andere Situation noch einmal überprüfen lassen - so sollen auch die ewig langen Unterbrechungen reduziert werden. Das heißt, der Trainer hat dann die Chance, selbständig in das Spiel eingreifen zu können, wenn er meint, die Entscheidung des Schiedsrichters war falsch und hätte seinem Team einen Nachteil beschert.

Dieser neue Ansatz, der durchaus seinen Reiz hat, wurde bereits getestet. Bei der U17- und der U20-Weltmeisterschaft der Frauen kam das neue Modell zum Einsatz - die Rückmeldungen waren durchaus positiv. Tatsächlich scheint das neue Modell eine vielversprechende Änderung zu sein, sodass der VAR nach anfänglichen Problemen vielleicht doch noch für mehr Gerechtigkeit am Platz sorgen könnte. 

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